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Der Weihnachtsmann radelt an Heiligabend durch Kästorf

Foto T. Behrens AZ
Foto T. Behrens AZ

Seit 15 Jahren ist er auf dem Fahrrad im Gifhorner Ortsteil unterwegs und erfreut Kinder und Erwachsene.

Kästorf. Was macht der Weihnachtsmann eigentlich am Heiligen Abend, bevor er in seinen Schlitten steigt, um die Geschenke zu verteilen? Er fährt Fahrrad, und zwar im Gifhorner Ortsteil Kästorf. Und das bereits seit rund 15 Jahren.

Da kann es durchaus passieren, dass einige Kästorfer beim örtlichen Bäcker von ihm überrascht werden. „Dann komme ich von hinten durch die Backstube in den Verkaufsladen“, erzählt er. Oder er steht plötzlich an der benachbarten Tankstelle an der Zapfsäule. Jede Straße im Ort versucht der Weihnachtsmann, der sich außer an Heiligabend inkognito unters Volk mischt, anzufahren. Über ein Feld kommt er auf seinem Fahrrad nach Kästorf hinein – denn niemand soll sehen, von wo aus er startet. Das ist schließlich sein Geheimnis – nicht ganz so geheim dagegen ist, dass er mittlerweile ganz modern E-Bike fährt. „Auch der Weihnachtsmann wird schließlich nicht jünger“, sagt er. Humor hat er trotzdem: Sein Fahrrad nennt er – wie könnte es auch anders sein – Rudolf.

„Wenn ich Heiligabend mal nicht unterwegs bin im Dorf, dann bemerken die Leute das gleich“, erzählt der Kästorfer Weihnachtsmann. Denn auf seiner rund zweistündigen Fahrradtour durch den Ort, die an Heiligabend meist morgens so gegen 10 Uhr beginnt, trifft er auf viele Kästorfer – und manche davon „alle Jahre wieder“, sagt er schmunzelnd. „Vor allem die Kinder freuen sich, wenn sie mich sehen.“ Kein Wunder, schließlich hat er immer eine kleine Überraschung dabei. „Wenn sie sich trauen, dürfen sie mal meinen Bart anfassen. Und sie dürfen sich was aus dem Sack nehmen.“ Die glänzenden Augen der Kinder seien „das Schönste überhaupt“ und einer der Gründe, warum er durch den Ort fahre und nicht irgendwelche einsamen Waldwege entlang.

Den Sack befüllt zuhause sein Weihnachtsengel. Ohne den geht ohnehin nichts, der Engel hilft beim Anziehen, reicht ihm den vollen Sack aufs Fahrrad und achtet darauf, dass der Weihnachtsmann alles dabei hat, was er so braucht: weiße Handschuhe, eine Rute, ein paar kleine Glöckchen, um sich anzukündigen. Und bei Bedarf ein durchsichtiges Regencape. „Ich fahre auch bei Regen, auch wenn das nicht so schön ist.“ Das, was in den Sack kommt, kaufen der Weihnachtsmann und sein Engel gemeinsam – und bezahlt wird das übrigens aus eigener Tasche.

Schön seien aber gerade bei Regen oder Kälte die Treffen im Ort, bei denen ihm auch schon mal warme Getränke angeboten werden. „Es kommt vor, dass irgendwo Leute auf dem Hof stehen und mich ranwinken für eine kleine spontane Weihnachtsparty.“

Manchmal halten auch Autos an, in denen Kinder sitzen. „Da fahre ich auch ran und reiche was aus dem Sack ins Auto“, sagt er. Oder Kinder, die auf ihn warten, drücken sich die Nase am Fenster platt und winken heftig, wenn er kommt und dem ganzen Ort mit seinen Einwohnern und Einwohnerinnen ein schönes, ein friedliches Weihnachtsfest wünscht.

Doch wie ist der rot gewandete Gesellen eigentlich auf die Idee zu dieser Radtour gekommen? „Ich fahre gerne Heiligabend vormittags noch einmal raus. Das habe ich früher bei schönem Wetter mit dem Moped getan, aber inkognito. Dann habe ich noch ein altes Kostüm auf dem Dachboden gefunden. Da dachte ich, das kann ich ja eigentlich auf der Tour anziehen. Und irgendwann wurde das Moped durch das Fahrrad ersetzt“, verrät er.

AZ 24.12.2022