Kästorf. Das muss dem SSV Kästorf erst einmal jemand nachmachen. Rund 800 Mitglieder zählt der Sportverein. Bei 3.200 Bewohnern des Gifhorner Ortsteils eine Topquote. Top ist der SSV im heimischen Fußball. Aber auch sonst ist der Kästorfer Verein etwas besonderes, wie nicht nur Vorsitzender Ingo Düsterhöft beim Festkommers im DGH am Freitagabend betonte. Einziger Wermutstropfen: "Corona hat Lücken gerissen, ärgerlich", sagte er mit Blick auf einige leer gebliebene Plätze. Liebevoll hatte der Verein den Saal mit Sportutensilien geschmückt. Auf der Bühne boten Kabinenbänke während des Abends Platz für mehrere Interviews.
Ehrenmitglieder interviewt
Turnwartin Claudia Zyla und Vereinschef Düsterhöft riefen stellvertretend für die zwölf Ehrenmitglieder Günter Düsterhöft und Ute Lehner auf die Bänke. Düsterhöft, Vater des jetzigen Vorsitzenden, war früher Torwart und hat den Verein viele Jahre als Vorsitzender geprägt. Voller Stolz sagte er: „Der SSV ist eine Institution, aus Kästorf nicht wegzudenken.“
Ute Lehner, nach der in Kästorf sogar eine Sporthalle benannt wurde, erinnerte sich amüsant an die Anfänge der Turnsparte. Kaum jemand habe ihr 1964 zugetraut, dass ihr Elan Früchte trägt und Turnen etabliert wird in Kästorf. "Es gab damals nur Fußball", sagte sie schmunzelnd. Dass es komplett anders kam, erlebten die Festgäste eindrucksvoll. Die Turnsternchen wirbelten in einer Einlage atemberaubend über die Bühne zu dem Hit von Lotte "Mehr davon". Begeistert klatschten die Zuschauer mit. Anette Wrede, die seit Jahren die Geschicke in der Turnsparte leitet, erhielt dafür ein Extra-Lob. Wie auch Corinna Lorenz, Leiterin der Tennissparte, für ihr Engagement erwähnt wurde.
Gifhorns Bürgermeister ist ein Fan von Vereinen
Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich erntete Riesenapplaus für sein Statement, dass Vereine nicht auf dem Prinzip Leistung-Gegenleistung funktionieren und beliebig gebucht und gekündigt werden. Er sei ein Fan von Vereinen und wünschte dem SSV, dass Mitglieder das Vereinsleben und die Angebote zu schätzen wüssten. Dafür gab es großen Applaus.
Ortsbürgermeister Völke ist stolz auf den größten Verein
Sportvereine sind mehr als Kursanbieter, das betonte auch Thomas Reuter, der für den Landkreis Glückwünsche überbrachte. Die Vereine vermittelten auch Werte wie Respekt und Zusammenhalt. Im Kreis gebe es 245 Sportvereine mit 66.000 Mitgliedern. Befragt, inwieweit die Einführung von Ganztagsschulen den Vereinen zusetze, meinte Reuter, da gebe es sicher "Synergieeffekte". Wie bedeutend der SSV im Ort ist, muss man Ortsbürgermeister Jürgen Völke nicht lange fragen. Er war selbst über Jahre Aktiver und einige Jahre Vorsitzender. "Der SSV ist der größte Verein im Ort", sagte er stolz.
Der Festkommers war nur ein Baustein der 100-Jahr-Feier. Mit vielen Aktionen feiert der Verein mit dem gesamten Ort. Die nächste große Sause ist am Samstag, 15. Oktober. Dann steigt die Rot-Weiße Nacht.
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