Einmal die Woche treffen sich die rund 20 Kinder und Jugendlichen auf dem Multifunktionsfeld in Neubokel
Fußball macht den rund 20 Kindern und Jugendlichen in der Inklusionsmannschaft der JSG Gifhorn Nord Spaß. Das ist ihnen sofort anzumerken, wenn sie in Neubokel auf den Platz laufen, wo einmal die Woche trainiert wird. Die AZ hat eine dieser Trainingsstunden besucht – und ist dabei auf ein gelungenes Inklusions-Projekt gestoßen.
„Den Ball nicht so weit vor dich werfen, dann bekommst du ihn nicht mehr.“ Simon Hoffmann steht im Tor und gibt den anderen Mitgliedern des Teams bei den Ballübungen Anweisungen. Gerade kommt wieder ein Ball angerollt, und Simon Hoffmann läuft ihm entgegen. Doch sein Teamkollege spielt ihn aus, kickt den Ball in die Torecke. Statt enttäuschter Mine oder einem schrägen Spruch gibt es Fair-Play – in Form eines Händedrucks.
So hatte sich der 21-jährige Simon Hoffmann das vorgestellt, als er 2015 den Vorschlag gemacht hatte, eine Fußballmannschaft zu gründen, sagt er. Damals war er in einer Kinderturngruppe, wollte aber gerne Fußball spielen. Seine Idee wurde aufgenommen, es gab Gespräche unter anderem mit der Kästorfer Diakonie und der Lebenshilfe. „Die haben gesagt, wir sollen einfach anfangen“, erklärt Rosi Feierabend. Sie betreut noch immer Kinderturngruppen, aber auch Inklusionsturngruppen. Und die Fußball-Inklusionsmannschaft, gemeinsam mit Anna-Theresa Schröder.
Aktuell sind rund 20 Jungen und Mädchen im Team, viele davon mit Behinderungen. Aber eben nicht alle. „Darum geht es ja bei Inklusion. Und die vertragen sich gut“, sagt Betreuerin Rosi Feierabend. Da spielt auch die große Altersspanne keine Rolle. Zwischen sechs und 21 Jahren sind die Mitglieder nämlich alt. Als Mannschaft gehören sie zur JSG Gifhorn Nord. Mitglieder sind sie aber in verschiedenen anderen Sportvereinen – denn sie kommen aus Gifhorn, Gamsen, Kästorf beispielsweise und aus Isenbüttel von Der Hof.
Leistungsdruck gibt es keinen im Team. Denn es gibt keine Punktspiele. Turniere stehen trotzdem immer wieder mal im Terminkalender. „Natürlich gegen andere Inklusionsteams. Sonst hätten wir ja keine Chance“, sagt Rosi Feierabend. Die anderen Teams stammen aus anderen Landkreisen: „Wir sind das erste Team dieser Art im Gifhorner Kreisverband.“ Unterstützung gebe es von vielen Seiten. Beispielsweise vom VfL Wolfsburg. Oder es kommen Spenden. Wie kürzlich bei den Trikots. Da gab es einen ganzen Satz, gesponsert von einer Handelskette. Im Terminkalender stehen auch andere Aktionen. So hat sich die Mannschaft Mitte September zum Beispiel beim inklusiven Sportfest des Kreissportbundes in Isenbüttel vorgestellt.
Einen Wermutstropfen gibt es trotzdem: „Uns macht die Ganztagsschule zu schaffen. Die schränkt einige der Kinder und Jugendlichen zeitlich doch etwas ein“, sagt Rosi Feierabend. Auf der anderen Seite steht, dass die Gruppe nach der Einweihung des neuen Multifunktionsfeldes in Neubokel im vergangenen Jahr jetzt einen festen Anlaufplatz mit einer festen Trainingszeit hat.
Simon Hoffmann und seine Fußballkameraden und -kameradinnen jedenfalls haben ihren Spaß. Mal abgesehen von den ganzen anderen positiven Effekten, die solche eine Gruppe mit sich bringt: Bewegung, Stärkung der Sozialkompetenzen, Aufbau von Freundschaften und des Selbstbewusstseins beispielsweise. Aufwärmen und Ballübungen hat die Gruppe an diesem Tag gerade hinter sich, die Schusstechniken sind ebenfalls abgeschlossen – so wie in jeder anderen Fußballmannschaft auch. Jetzt kommt der Höhepunkt jeder Trainingseinheit. Jeweils sieben Jungen und Mädchen bilden eine Mannschaft. Da nur 13 gekommen sind, geht Anna-Theresa Schröder ins Tor des einen Teams. Simon Hoffmann spielt in der anderen Mannschaft – natürlich als Torwart. Rosi Feierabend teilt die beiden Gruppen ein, damit sie in etwa gleich stark sind. Jeder Mitspieler wird in der Gruppe freudig begrüßt, egal ob er sechs oder 16 Jahre alt ist, ganz gleich ob Junge oder Mädchen.
AZ 28.10.2021