„Wer macht so was?“
Gifhorn-Kästorf. Brutal wurden jetzt drei Katzenbabys im Waldweg bei Kästorf entsorgt. Unbekannte hatten die jungen Tiere einfach wie Müll aus dem Autofenster geworfen. Das beobachtete zufällig ein Anlieger, der in der Dämmerung seinen Hund Gassi führte. Der Mann informierte die Nachbarschaft, und dann begann eine Suchaktion, an der sich Groß und Klein, Kinder und Erwachsene gleichermaßen beteiligten. Alle hatten nur ein Ziel: Die Tiere aufzuspüren und zu retten.
„Alle haben mit gesucht, es war ein wahnsinniger Zusammenhalt“, berichtet Stephanie Niemeyer. Die Kästorferin hatte sich an der Suche beteiligt. Dabei sei anfangs gar nicht klar gewesen, um was für eine Tierart es sich überhaupt handelte. Erst während der Suche im Waldweg bei Kästorf stellte sich laut der 33-Jährigen heraus, dass dort kleine Katzen wie Müll weggeworfen worden waren.
Beobachtet hatte diese brutale Aktion ein Hundebesitzer während eines abendlichen Gassigangs. Laut Niemeyer sah er in der Dämmerung „einen schwarzen Golf mit Helmstedter Kennzeichen“, der im Waldweg stoppte. Das Fenster sei geöffnet und drei Tiere – „es hätten auch Meerschweinchen sein können“ – seien einfach hinaus geworfen worden. „Leider merkte sich der Spaziergänger nicht das komplette Auto-Kennzeichen“, bedauert Niemeyer, dass deshalb auch keine Anzeige bei der Polizei erstattet werden konnte.
Auf jeden Fall aber informierte der Mann die Nachbarschaft. Gleich am nächsten Tag startete eine große Suchaktion. Eine Nachbarin entdeckte die erste kleine Katze, die sich im Gebüsch verkrochen hatte. Laut Niemeyer konnte dieses Katzenbaby eingefangen werden.
Fieberhaft setzten die Kästorfer die schwierige Suche fort. „Die zweite Katze wurde am Nachmittag gefunden“, berichtet Stephanie Niemeyer. Die Kleinen wurden ins Tierschutzzentrum nach Ribbesbüttel gebracht. Damit endete die Fahndung nach weiteren Katzenbabys keinesfalls. „Alle Nachbarn machten sich auf den Weg und suchten weiter nach der dritten kleinen Katze“, erzählt die 33-Jährige.
Und nicht nur die Erwachsenen fahndeten laut Niemeyer nach dem dritten Tierchen. „Am Nachmittag machten sich auch Grundschüler mit auf die Suche“, berichtet sie vom Engagement der Acht- bis Zehnjährigen. Deren Mühe wurde schließlich belohnt: „Sie fanden tatsächlich das dritte Kätzchen“, erzählt Stephanie Niemeyer. Aber die Kleine ließ sich nicht einfangen.
Doch die Nachbarschaft gab nicht auf. „Mit etwa acht Erwachsenen machten wir uns auf und krochen mehr als eine Stunde lang durch die Büsche, um die Katze aufzuspüren.“ Endlich entdeckten die Kästorfer das Katzenkind, und „dann konnte ich sie auch eingefangen“, erzählt Niemeyer. Die Freude darüber war so groß, „dass es Applaus von allen Beteiligten gab und alle klatschten“, freut sie sich rückblickend über den gemeinsamen Erfolg.
Sie nahm das Kätzchen mit nach Hause. Dort gab es Futter und Wasser. „Leider konnte ich es nicht behalten, wir haben bereits zwei Katzen“, bedauert die 33-Jährige. Also wurde das Tierchen ebenfalls ins Tierschutzzentrum gebracht.
„Es war ein großartiger und toller Zusammenhalt der Nachbarn und der Kinder“, zieht die Kästorferin Bilanz. Mitreißend war laut Niemeyer die gemeinsame Suche aller Beteiligten nach diesen drei kleinen Katzen, die kurzerhand „entsorgt wurden, anstatt sie im Tierheim abzugeben“. Ein für Niemeyer unfassbares Verhalten. Sie fragt sich: „Wer macht so etwas?“