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Der Winterdienst arbeitet Gifhorns Schneemassen ab

Die Stadt beschreibt, wie sie in Ortsteilen und Stadtkern vorgeht.

Gifhorn Die Schneeberge, die sich in den vergangenen Tagen angehäuft haben, rufen einige Gifhorner auf den Plan, die die Straßenräumung kritisieren. So klagt eine Nutzerin auf Facebook: „Die Straße hoch zum Kindergarten in Gamsen, Görlitzer Straße bis Kindergarten, geht gar nicht. Nicht mal die Post kommt mehr seit Samstag. Aber ganz großes Danke an alle, die etwas dazu beitragen, dass die Hauptstraßen wenigstens etwas befahrbar sind. Danke fürs Freizeit opfern.“ Eine andere Gifhornerin bedankt sich bei den Treckerfahrern für das Räumen der Nebenstraßen. „Wir sind hier in der Südstadt arg am Ersticken vor Schnee teilweise.“

Kommt der Winterdienst der Stadt also nicht hinterher? Nach eigener Einschätzung habe der zuständige Abwasser- und Straßenreinigungsbetrieb (ASG) die Situation mit Blick auf die außergewöhnlich großen Schneemengen soweit gut bewältigt. Diejenigen Straßen der Priorität 1 und 2, für die der ASG zuständig ist, würden regelmäßig geräumt und – wo es je nach Witterung sinnvoll ist – gestreut. Dazu gehören stark befahrene Durchgangsstraßen, Einfallstraßen sowie andere Bereiche beispielsweise rund um Krankenhaus, Bahnhof oder Zufahrten zur Fußgängerzone.

Stadt: Straßen der Priorität 3 sind nachrangig zu räumen

Die Nebenstrecken der Priorität 3 wurden von Sonntagmorgen bis Dienstagabend alle einmal geräumt, im Bereich West und Süd sogar zweimal, wenn die Strecken zum Beispiel am Sonntag freigemacht wurden, sich dort aber neuer Schnee niederließ, sagt Stadtsprecherin Annette Siemer. Ihr zufolge sollen aber alle Nebenstrecken wohl Anfang nächster Woche erneut komplett geräumt werden. Denn: Aktuell bedeckte eine geschlossene und zumeist gut befahrbare Schneedecke die Straßen. Durch die fahrenden Autos werde diese feste Schneedecke – vor allem beim Abbiegen in die angrenzenden Strecken der Prio 1 und 2 – aber allmählich aufgelockert, weshalb die Maschinen hier erneut ran müssen.

Laut Siemer seien die Nebenstraßen der Prio 3 aber ohnehin nachrangig zu räumen, weshalb die Anlieger auch nur einen Bruchteil der Winterdienstgebühren im Vergleich zu Anliegern der Prio 1 und 2 zahlten – teilweise nur Centbeträge. Mit Blick auf die Kritik am Tempo des Winterdienstes entgegnet die Sprecherin, dass die Stadt dank einer überarbeiteten Vorgehensweise nach dem harten Winter vor elf Jahren derweil viel schneller reagiere.

Siemer hebt zudem die Zuständigkeiten hervor: „Der ASG räumt nur die Nebenstrecken, wenn diese im Bereich der regulären Straßenreinigung liegen, dies gilt also nicht für die Ortsteile. Hier sind die Anlieger laut Straßenbeitragssatzung dazu verpflichtet, im Bereich ihres Grundstückes bis zur Straßenmitte selbst den Schnee zu räumen.“ Dafür ist die Stadt in den Ortsteilen und der Kernstadt für den Winterdienst an Bushaltestellen, Ampeln und Querungshilfen zuständig. Das erledigen der ASG und der Bauhof. Der ASG könne bis zu 20 Mitarbeitern mobilisieren, der Bauhof bis zu 25. Zudem würden Unterstützungsleistungen in Anspruch genommen, skizziert Siemer.

Bei der Stadt gingen im Übrigen nicht nur Beschwerden ein, sondern genauso viele positive Rückmeldungen von Bürgern, die sich bei den Räumungskräften für ihren Einsatz bedankten. Und auch im Netz gab es verständnisvolle Reaktionen. So schreibt eine Gifhornerin: „Ich verstehe dieses Gejammer nun gar nicht, wir schippen selber. Der Räumdienst kann ja nicht überall gleichzeitig sein. Und ja, danke an unsere fleißigen Helfer, ob privat oder beruflich.“ Ein anderer Nutzer schreibt: „Den Räumdiensten kann man bei diesen Schnee-Massen wirklich keinen Vorwurf machen. Man kann ja auch nicht überall zugleich sein.“

Vorbildliches Verhalten ließen aber auch Bürger selbst hin und wieder vermissen. So bestätigt Annette Siemer, dass nicht alle Anwohner ihrer Räumpflicht nachkämen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten kontrolliere das Ordnungsamt das. Die Leser Christine und Oliver Schünemann schreiben von ihren Beobachtungen in der Nachbarschaft, wo Schnee von den Gehwegen auf die Straße geschippt werde: „Alle kämpfen verzweifelt und mit allen Mitteln für saubere Bürgersteige, haben aber für den Notfall nicht einmal den Platz vor der Tür, damit ein Krankenwagen oder ein Taxi halten kann. Und über die Schneeberge kann auch niemand die Straßenseite wechseln, der nicht mehr perfekt zu Fuß ist.“ Die Schünemanns halten nichts von Belehrungen untereinander – und fragen stattdessen: „Wäre dies nicht der richtige Zeitpunkt für unsere Behörden, hier verschollenes Wissen bei den Bürgern wieder zu Tage zu fördern?“

RB47-Strecke Uelzen-Gifhorn-Braunschweig wieder befahrbar

Der Hinweis der VLG, dass die Busse Haltestellen auf ungeräumten Straßen nicht anfahren können, treffe auf Gifhorn nicht zu, betont Siemer: „Alle Busstrecken in Gifhorn liegen auf dem Streckennetz der Prioritäten 1 und 2. In Abstimmung mit der VLG wurden extra für sie nach dem Winter 2009/2010 Straßen in die Prio 2 erhoben, die eigentlich Nebenstraße sind, um auch im Winter einen möglichst reibungslosen Busverkehr zu ermöglichen.“

Zur Schülerbeförderung teilt die VLG mit, „dass Eltern von Kindern bis zur 10. Klasse, die eine unzumutbare Gefährdung ihrer Kinder auf dem Schulweg durch extreme Witterungsverhältnisse befürchten, ihre Kinder in diesem Fall vom Präsenzunterricht befreien lassen können.“ Das gelte auch, wenn der Haltestellenbereich nicht angefahren werden kann. Eltern und Schüler sollten sich dennoch über mögliche Veränderungen wegen schlechten Wetters auf der Internetseite der VLG und der Verkehrsmanagementzentrale informieren.

Unterdessen gilt für die Regionalbahn 47 wieder freie Fahrt auf der Strecke Uelzen-Gifhorn-Braunschweig. Während der Erixx gestern Nachmittag zumindest im 2-Stunden-Takt fahren konnte, soll er voraussichtlich ab heute Vormittag wieder stündlich eingesetzt werden.

GF Rundschau 12.02.2021