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Diakonie Kästorf: Tischlerei wird Ende Februar geschlossen

Betrieb macht seit Jahren hohe Verluste – Keine Kündigungen infolge der Schließung.

Die Diakonischen Betriebe Kästorf schließen zum 28. Februar kommenden Jahres die Tischlerei. Das teilten Vorstand Dr. Jens Rannenberg und Geschäftsführer Jens Severitt auf Anfrage der Aller-Zeitung jetzt mit. Grund für die Schließung seien kontinuierlich hohe Verluste seit sieben Jahren.

„Insgesamt handelt es sich um Verluste von mehr als 900 000 Euro“, so Rannenberg. Bereits 2017 habe das Unternehmen mit einem Dreijahresplan versucht, den Betriebsteil zu sanieren und „auch noch kräftig hierfür in neue Maschinen und Software investiert“. Zusätzliches Personal war eingestellt worden, um Aufträge zu akquirieren und das Angebot zu erweitern. „Doch die Verluste haben eher zu- als abgenommen.“

Hierzu beigetragen hätten die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen für kleinere und mittlere Tischlereien in Deutschland, wie Jens Rannenberg erklärt. „Ein starker auf preislicher Ebene geführter Verdrängungswettbewerb durch Mitbewerber aus dem osteuropäischen Ausland machte das Überleben auch in diesem Segment unmöglich.“

 

Nahezu seit Gründung der Arbeiterkolonie Kästorf im Jahr 1883 habe es dem Prinzip der Selbsterhaltung durch Handwerk und Selbstversorgung durch Landwirtschaft und Küche folgend dort auch eine Tischlerwerkstatt gegeben. Eine neue und moderne Tischlerei wurde im Jahr 1959 gebaut und eingeweiht, finanziert durch Spenden. Fünf Jahre später folgte 1964 der Zusammenschluss der Gewerke zu den Technischen Betrieben, aus denen später die Diakonischen Betriebe Kästorf wurden. In der Tischlerei in Kästorf arbeiten zehn Kollegen, darunter zwei Auszubildende. „Wir ermöglichen ihnen selbstverständlich, ihre Ausbildung abzuschließen“, betont Jens Severitt. „Hier greifen die Netzwerke des örtlichen Handwerks, so dass die jungen Menschen ihre Ausbildung in anderen Betrieben fortsetzen können.“ Jene, deren Abschluss kurz bevorsteht, könnten in den Diakonischen Betrieben bleiben, weil die meisten Ausbilder ebenfalls weiter beschäftigt würden. red

AZ 10.12.2020