Der Landkreis Gifhorn informiert das Landesgesundheitsamt über Benzol-Belastung in der Schneppelmoor-Siedlung.
Es besteht keine konkrete Gefahr, aber die Lebensbedingungen im Umfeld der Merkelschen Grube sind definitiv nicht gesund – dieses Fazit zieht der Landkreis Gifhorn nach weiteren Untersuchungen im Bereich der Wochenendhäuser im Kästorfer Schneppelmoor. Die kleine Siedlung liegt in unmittelbarer Nähe der Giftgrube, deren Sanierung den Landkreis seit rund 20 Jahren mehrere Millionen Euro kostete.
Neben dem bereits vor zwei Jahren festgestellten Methan sei nun auch Benzol gefunden worden. Benzol ist ein organischer Kohlenwasserstoff, der als hochgradig krebserregend gilt. Die Chemikalie mit dem charakteristisch aromatischen Geruch ist zudem leicht entzündlich.
Weitere Detailuntersuchungen seien dringend erforderlich, aber auch nicht ganz einfach. Um Messungen auf den Grundstücken machen zu können, müssen die Eigentümer zustimmen. Nach Angaben der Kreisverwaltung hätten einige Betroffene die zuvor erteilte Erlaubnis widerrufen. Deshalb konnte bisher nur eine Stichprobe ausgewertet werden, berichtete Kreisrat Rolf Amelsberg. Die Ergebnisse seien auch dem Landesgesundheitsamt mitgeteilt worden.
Antje Präger, Leiterin des Umweltamtes, rät den Anwohner weiterhin davon ab, auf der Terrasse oder im Garten zu Grillen. Bereits 2018 hatten Stadt und Kreis aufgrund des austretenden Methans ein Grillverbot verhängt. Auch der Gemüseanbau wurde untersagt.
Die 30 Hauseigentümer der Waldsiedlung im Kästorfer Norden haben mit dem Chemikalienfund ein weiteres Problem. Seit dem Frühjahr stehen nach zweijähriger Vorprüfung durch die Stadtverwaltung Zwangsräumung und Abriss der Immobilien im Raum. Die Verwaltung hält die gewachsene Splittersiedlung für rechtswidrig. Wohnnutzung sei dort nicht erlaubt, viele Häuser auf Pachtland seien ungenehmigt. In dem Verfahren sind die Bewohner formell zu ihrer persönlichen Situation angehört worden. Eine Entscheidung steht aus.
Gifhorner Rundschau 11.09.2020