Ausbildung und Diakonie

Nichts für Stubenhocker – „Galabauer“ arbeiten draußen

Gifhorn Bei der Diakonie Kästorf lernt Niklas Wiesel Garten- und Landschaftsbau.

Von Christina Lohner

Niklas Wiesels Arbeitsplatz ist draußen.
Niklas Wiesels Arbeitsplatz ist draußen.
Foto: Christina Lohner
 

Es hagelt. Während andere Angestellte auf dem angewärmten Bürostuhl die Nase über das Maiwetter rümpfen, steht Niklas Wiesel mittendrin. Der 20-Jährige ist angehender Garten- und Landschaftsbauer. Sein Arbeitsplatz: draußen, zu jeder Jahreszeit. Gerade hilft er beim Renovieren einer Einfahrt, verlegt Pflastersteine. Der junge Bechtsbütteler hat eine alte Weisheit gelernt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

„GaLaBauer müssen natürlich Freude an der Natur haben und gerne draußen sein.“
„GaLaBauer müssen natürlich Freude an der Natur
haben und gerne draußen sein.“
Reinfried Wiegand, Ausbilder für Garten- und Landschaftsbau

„Ich bin kein Mensch, der drinnen sitzen kann“, erklärt der Auszubildende. Deshalb bewarb er sich um verschiedene Stellen im handwerklichen Bereich, fand jedoch keinen Ausbildungsplatz. Das könnte an seinen Noten im Abschlusszeugnis der Hauptschule liegen – die Kästorfer Diakonie gab ihm trotzdem eine Chance. In etwa 20 Berufen bildet sie zurzeit 70 Azubis aus: vor allem junge Menschen, die Nachteile auf dem Ausbildungsmarkt haben. Niklas Wiesel hat die Lese- und Rechtschreibschwäche Legasthenie. Das wurde allerdings erst während seiner Ausbildung erkannt; von der Sozialpädagogin, die alle Azubis der Diakonie begleitet, etwa bei der Vorbereitung auf Prüfungen.

Seinen Abschluss macht der 20-Jährige in wenigen Monaten. Dann muss er eine Musterbaustelle ganz alleine abwickeln. Zum Glück ist er gut vorbereitet, im Gegensatz zu manch anderen Betrieben lernt er bei der Diakonie sämtliche Bereiche des Garten- und Landschaftsbaus. Er pflanzt und pflegt Pflanzen, pflastert, sät Rasen an, baut Terrassen, Carports und Zäune oder legt Teiche an. Seine besondere Vorliebe neben der Pflanzenpflege: Heckenschneiden, manchmal sogar mit der Kettensäge. „Dann wird er zum Friseur“, scherzt sein Ausbilder Reinfried Wiegand.

So unterschiedlich wie das Material, so unterschiedlich sind die Kunden. Das schätzt Wiesel: „Die Arbeit ändert sich täglich.“ Der Großteil der Aufträge kommt von Privatleuten, die Planung übernimmt Wiegand. Aber auch der Azubi wird nach seiner Meinung gefragt: von den Kunden. Dann muss er vor Ort schon mal umdisponieren. Gestaltungswillen und eine gewisse Kreativität muss ein Bewerber daher mitbringen.

Daneben sind Ausbilder Wiegand zufolge ein Gespür für Maße, räumliches Vorstellungsvermögen, Fingerfertigkeit und Geduld gefragt. Und natürlich muss ein „GaLaBauer“ körperlich fit sein und Freude an der Natur haben. Für die Anfahrt und größere Fahrzeuge wird zudem früher oder später der Führerschein notwendig.

 

FAKTEN UND KONTAKT

Bei der Diakonie Kästorf arbeiten rund 110 Mitarbeiter, davon etwa 20 Garten- und Landschaftsbauer. Niklas Wiesels Ausbildung fördert die Arbeitsagentur, doch nicht nur benachteiligte Menschen können sich bewerben. Nach dem Tarifvertrag verdienen GaLaBau-Azubis im dritten Jahr aktuell 875 Euro, im ersten 650 Euro. Infos dazu sowie zu anderen Ausbildungsberufen gibt es unter der E-Mail-Adresse personal@dachstiftung-diakonie.de.

Ihr Betrieb bietet eine attraktive Ausbildung an? Dann melden Sie sich, damit wir darüber berichten können: (05371)817014 oder redaktion.gifhorn@bzv.de.

Der 20-Jährige empfiehlt ein Praktikum, um herauszufinden, ob der Job zu einem passt. „Wir sehen jeden Abend, was wir geschafft haben“, schwärmt Ausbilder Wiegand. Und verspricht: „Sie finden keinen arbeitslosen GaLaBauer.“

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